Über die Ochsen Post

Anno 1694 – die musikalischen Knaben Bach und Händel feiern gerade ihren 9. Geburtstag – wird der „Ochsen“ errichtet. Denn in Tiefenbronn herrscht zu jener Zeit ein besonderer Bedarf an Gastlichkeit und guter Verpflegung: Gelegen am wichtigen Handelsweg zwischen Cannstatt und Speyer, ist die 1105 im codex hirsaugiensis erstmals erwähnte Ortschaft wichtige Umspannstation für die schwerbeladenen Pferdefuhrwerke der Händler.

Noch heute legen die massiven Mauerringe in den ehemaligen Gaststallungen der alten Schlossscheune Zeugnis ab vom beschwerlichen „Geschäftsverkehr“ dieser Zeit. Ein Beispiel: Zur Weiterfahrt nach Durlach benötigte man immerhin einen vollen Tag!

Trotz aller Mühen scheint es den Gästen im alten „Ochsen“ recht gut gemundet zu haben, denn schon drei Generationen später muss die Familie Pfeffinger das alte Haus durch ein neues, größeres und natürlich schöneres ersetzen, wozu „dem Ochsenwirt sämtliche lobliche Bürgerschaft“ einhellig Bauholz aus dem Bürgerwald bewilligt, wie das Ratsprotokoll vom 25.9.1791 penibel vermerkt. Und wenn sich der „neue Ochsen“ – bis heute in seiner damaligen Gestalt erhalten – auch weiterhin besonderer Beliebtheit erfreut, so gewiss nicht wegen einer Monopolstellung: Immerhin hat das lebenslustige, nur rund 500 Einwohner zählende Tiefenbronn zu Beginn des 19. Jahrhunderts ganze 36 Lokale vorzuweisen!

Man sagt, wo kultiviert gegessen und getrunken wird, sind auch die schönen Künste meist zu Hause. Und wenn die Reisenden den Wirten so brav die Kassen füllen, wird auch der Klingelbeutel in Tiefenbronn schön prall! So hat man es vielleicht letzendlich den irdischen Genüssen zu verdanken, dass die Gäste in Tiefenbronn heute in der Magdalenenkirche unter anderem die nach Meinung der Fachwelt schönste gotische Monstranz Deutschlands und den berühmten Altar des Lukas Moser besichtigen können.
Und nach dem Genuss für’s Auge kann ja in Tiefenbronn auch der Gaumen auf kultivierte Art zu seinem Recht kommen… Ihre Familie Jost
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